„Raum bitte“ – Nachtrag zur Kieler-IDM

Beim Saarower Segelverein am Werl (SSVaW) fand im September die IDM für die Kielzugvögel statt, inkl. der Brandenburg Open als Vorregatta. Zur Einordnung, der Kielzugvogel ist ein offenes Kielboot mit Knickspant-Rumpf und 20 qm-Segelfläche. Ein 20er Jollenkreuzer oder ein 505er haben ähnliche Segelflächen, beim „Kieler“ gibt es jedoch für die Zwei-Leute-Crew kein Trapez und es gibt nur einen Baum für die Fock. Dennoch, bei viel Wind braucht es Gewicht auf der Kante…Yardstickzahl 106 zur groben Einordnung…

Ich berichte ein paar „Besonderheiten“ aus der Jury-Sicht, ausführliche Berichte aus der Perspektive der Aktiven gibt es auf der Webseite der Kieler.

Zusammenarbeit der Vereine: Veranstalter war der SSVaW, da lag natürlich auch die Verantwortung und die Leute vom Verein haben sich wirklich ins Zeug gelegt. Ich fand aber ebenso die „Zuarbeit“ der benachbarten Vereine und Marinas spannend, die auch bei den entsprechenden Gelegenheiten deutlich zur Sprache kam. Bei dem einen Verein um die Ecke wurde gekrant, weil beim SSVaW die räumlichen Bedingungen zum Kranen nicht gegeben sind. Andere Vereine und Marinas haben Stegplätze zur Verfügung gestellt, damit beim SSVaW mehr Platz für die Kielboote im Wasser vorhanden war. Die Liste ließe sich fortführen, deutlich wurde: die Zusammenarbeit im Revier Scharmützelsee funktioniert und wird auch geschätzt.

„Raum bitte“: Als Jurycrew bekommt man den manchmal rauen Ton an den Bojen mit, einige Bootsklassen haben einen sehr speziellen Ruf, insbesondere beim Umgang mit anderen Bootsklassen. Insofern war der für die Jury deutlich hörbare Zuruf einer Crew zur anderen „Raum bitte“ an der Luvboje doch sehr bemerkenswert…

Ungarische Crews willkommen heißen: Internationale Crews sind gerne gesehen, stellen aber die Organisatoren vor Herausforderungen. Der SSVaW hat für die offiziellen Momente einer solchen Regatta eine coole Lösung gefunden: Alle Ansagen übers Mikrofon gingen durch eine Sprach-App und wurden live auf einem extra Bildschirm für die drei ungarischen Crews in ihre Sprache übersetzt, inkl. einem extra reservierten Tisch mit Landesflagge davor. So geht Gastfreundschaft mit Sahnehäubchen! Die Jury selbst war nicht so „freundlich“, wir mussten eine ungarische Crew disqualifizieren, weil die Bojenberührung ohne eigene Drehungstrafe blieb. Wir haben nur auf englisch verhandelt…

Zusammenarbeit zwischen Wettfahrtleitung und Jury: Klar, es gibt eindeutige Verantwortungsbereiche für die beiden auf dem Wasser. Dennoch darf sich der Wettfahrtleiter Rat über Funk oder direkt holen, am Ende entscheidet er. Und genauso kann die Jury Crew beim Schleppen oder Windmessen die Wettfahrtleitung unterstützen. Am Ende zählt eine runde Veranstaltung für die Aktiven in den Segelbooten, die glücklich und mit vielen positiven Eindrücken wieder abreisen sollen.

Noch ein paar fotografische Eindrücke: